Ich gebs zu, die Schokotörtchen mit flüssigem Kern habe ich schamlos geklaut und auf mein März-Menü gesetzt…
Seit einem Monat arbeite ich in einem Lokal, wo französische Bistro-Küche zelebriert wird. Wobei ich finde, dass der Begriff „Bistro-Küche“ irreführend ist, denn es lässt einen eher an labbrige, getoastete Baguettes und Quiche denken. Eigentlich sagt es aber gar nichts über Qualität aus, sondern bedeutet: Landestypische, saisonale und bodenständig französische Küche, die überhaupt nicht plump und langweilig sein muss.
Es fängt beim original französischem, natürlich hausgebackenem, Baguette an, geht über Austern, hausgemachte Patés, eine Bouillabaise, die einen mit ihrem intensiven Geschmack aus den Latschen haut… Entenbrust a l’orange, Wild vom eigenen Jäger, Entrecôte… bis hin zu phänomenalem Käse oder eben einer typisch französischen Dessertauswahl. Ihr merkt schon, ich bin derzeit völlig beseelt. Ich versuche, alles aufzusaugen: Service-Grundlagen, die ich bisher in Cafés nie gebraucht habe, detaillierteres Wein-Wissen und natürlich löchere ich die Küche beständig mit meinen neugierigen Fragen. Nach vier Wochen bin ich mittlerweile schon an dem Punkt, dass ich im April auch mal in der Küche bei den Vorbereitungen und am Pass (da, wo das Essen „herausgegeben“ wird) reinschnuppern darf. Ein Traum!!
Bis dahin versuche ich, die Menü-Komponenten, die ich toll finde, auf eigene Faust nachzumachen. Besonders geflasht hat mich – die Dessertbanausin – letzte Woche das fondant au chocolat. Ein unschuldig aussehendes Schokotörtchen. Lauwarm serviert, mit einem noch flüssigen Kern und herb-schokoladig ohne Ende. Dazu ein cremiges Salzkaramell-Eis mit genau der richtigen Menge Salz. Alter. Ich bin sonst nicht jemand, der Begriffe wie „foodporn“ etc. benutzt, aber dieses Dessert ist einfach… pervers gut.
Es hat mich mehrere Anläufe gekostet, aber hier mein ultimatives Rezept für die Schokotörtchen! Wohlgemerkt: Die Rumprobiererei bezieht sich dabei eher auf das Verhältnis zwischen Teigmenge, Ofentemperatur und Backzeit, denn der Teig selber ist easy-peasy in 15 Minuten zusammengerührt. Und der Schuss Cassis in Kombination mit der herb-dunklen Schokolade war einfach ein spätabendlicher Geniestreich. 😉
Kleiner Tipp: Wenn ihr ein wirklich tolles Ergebnis haben wollt, spart nicht an der Schokolade! Ich habe den ersten Versuch mit Kuvertüre und Back-Kakao gemacht, weil ich nicht extra einkaufen gehen wollte. Die finale Version gab es dann mit Lindt-Schokolade und Valrhona-Kakaopulver (bei guten Feinkostmärkten oder hier (Provisionslink)). Das Kakaopulver war ein spontaner Kauf, aber als ich es zuhause mal ganz konkret gegen „normales“ verkostet hab – was für ein krasser Unterschied! Intensiver und dabei trotzdem viel weniger Bitterstoffe! Und mal ehrlich: Die Törtchen bestehen nun mal aus nur 5 Zutaten. Da solltet ihr Euch dafür das richtig gute Zeug gönnen!
Schokotörtchen mit flüssigem Kern // Fondants au chocolat (ergibt 4 Törtchen)
Ihr benötigt:
- 50 g Zartbitterschokolade
- 50 g Butter, plus etwas zum Fetten der Förmchen
- 1 Ei
- 1 Eigelb
- 60 g Zucker (50 g, wenn ihr Vollmilchschokolade nehmt)
- 50 g Mehl
- 2 EL Kakaopulver
- optional: ein Schuss Cassis
Schritt I: Schokolade und Förmchen vorbereiten
Setzt einen Topf mit Wasser auf und zerkleinert die Schokolade. Lasst 50 g zerkleinerte Schokolade und 50 Butter im Wasserbad schmelzen.
Während Butter und Schokolade schmelzen, könnt ihr Euren Herd schon einmal auf 160 °C vorheizen. Und Eure Förmchen vorbereiten: Einmal mit Butter fetten und dann die gebutterte Innenseite mit Kakaopulver bestäuben. Ihr könnt übrigens auch ein ganz normales Muffinblech nehmen! Meine Förmchen habe ich in einer Kurzschlussreaktion im Kölner Kochhaus gekauft. Da reinzugehen ist immer gefährlich, denn irgendwas muss ich jedesmal kaufen. Ich sollte den Laden einfach meiden 😉
Reste einfach in die Schüssel mit Butter und Schoki abklopfen.
Sobald alles in Eurer Schüssel sich komplett verflüssigt hat, nehmt ihr die Schüssel vom Topf und lasst sie 2 Minuten abkühlen, während ihr Euch um den restlichen Teig kümmert.
Schritt II: Teig für die Schokotörtchen zubereiten
Gebt Ei, Eigelb und 60 g Zucker in eine Rührschüssel und schlagt es mit einem Handrührgerät auf, bis ihr eine sehr helle, cremige Masse erhaltet.
Nun wird zunächst das Mehl Löffel für Löffel mit dem Rührgerät untergearbeitet. Im Anschluss verfahrt ihr ebenso mit der noch flüssigen Schokoladenmasse. Ein Schuss Cassis gibt optional den letzten Kick.
Nun wird der Teig auf Eure Förmchen oder Euer Muffinblech verteilt.
Jetzt auf jeden Fall einen Blick auf die Uhr werfen, denn beim Backen zählt wirklich jede Minute! Die Förmchen bei 160 °C Umluft in den Ofen und genau 13 Minuten backen. Nach 13 Minuten sind Eure Törtchen stabil, lassen sich stürzen, haben aber noch innen einen wunderbar schlonzigen, halbflüssigen Kern!
Schritt III: Schokotörtchen stürzen – fertig!
Bereitet Euch vielleicht schon die Teller vor, denn die Törtchen sollten noch warm verputzt werden. Nach 13 Minuten könnt ihr nun die Törtchen aus dem Ofen nehmen. Fahrt vor dem Stürzen am besten mit einem Messer innen am Rand der Form entlang, damit beim Stürzen auch nichts schiefgeht.
Mit sachtem Schmackes auf den Teller stürzen, mit Puderzucker bestäuben oder sonstwie garnieren – fertig!
Und jetzt sagt mir mal, dass das nicht dekadent gut aussieht! 😀
Tipps dazu: Salzkaramell-Eis und/oder Mangospiegel
Salzkaramell-Eis! Das Eis alleine ist schon der Knaller – es schmeckt 1:1 nach Milchkaramell-bonbons, die man aus der Kinderzeit kennt (Werthers Echte, bzw. Muh-Muhs). Es passt aber auch ganz hervorragend zu den Törtchen und ja – man kriegt es auch ohne Eismaschine entspannt hin 😉 Die Prise Salz gibt dem Eis den letzten Kick, wer sowas aber – wie Daniel – so gar nicht mag, kann es einfach weglassen!
Falls Interesse am Eis besteht: Rezept steht parat und kann ich gerne veröffentlichen!
Wer lieber eine Sauce dazu mag: Einfach, simpel und sehr schön fruchtig schmeckt dazu ein Mango-Spiegel. Dazu zwei Dosen Mango mit etwas Flüssigkeit aus der Dose aufkochen und durch ein Sieb in einen sauberen Topf passieren. 1 Tütchen Gelatinepulver nach Packungsanweisung einweichen und 1 EL zu der Mangomasse geben. Das Ganze mit einem Schuss Limetten- oder Zitronensaft abschmecken, aufkochen lassen und danach abkühlen lassen. Fertig und lecker!
Pingback: Salzkaramell-Eis - der kulinarische donnerstag
Pingback: Birnen-Mandel-Galette - der kulinarische donnerstag