Ok. Long story short: Es gibt Dinge, die einem lange, lange, laaaaaange theoretisch im Kopf herumgeistern, bis man sich endlich mal die Zeit nimmt und das ganze umsetzt, bzw. anfängt, herumzuprobieren. Bei mir haben diese Dinge oft mit Essen zu tun. Das Schöne daran ist, dass ich von Menschen umgeben bin, die ähnlich ticken. Wenn der Azubi dem Personal vor dem Abend-Service Kartoffel-Risotto kredenzt, weil er in der Nacht zuvor davon geträumt hat, weiß ich, dass ich irgendwie auf der richtigen Spur bin. Oder einfach seltsam, wie man’s nimmt 😀 Und obwohl ich heute lieber stolz wie Bolle von einem sensationell innovativem Dinner-Konzept berichten würde… starten wir doch erstmal mit fruchtig gefüllten Schoko-Ravioli und einem Pistazien-Minz-Pesto! ♥
Schoko-Ravioli
Kennt Ihr noch die Milchnudeln, die es damals (in den… 90ern?) als Tütenprodukte zu kaufen gab? Fieses Convenience Food, was ich damals aber – neben ultra-scharfen Asia-Nudelsuppen – unwiderstehlich fand? Ich habe damals schon nicht so recht verstanden, warum man Nudeln nicht viel öfter süß essen kann. Vor ein paar Wochen saß ich dann mit einem ehemaligen Kollegen im Kölner „Tanica“. Und was kam als kleines Goodie von einem ganz bestimmten Küchenkollegen an den Tisch geschwebt? Jupp, Schoko-Ravioli in einem Haufen cremig-vanilliger Sauce. In soviel Sauce, dass es eher eine Vanille-Suppe mit Einlage war. Ihr merkt, ich war trotz der coolen Idee nicht so wirklich begeistert davon.
Machte aber garnix, denn viel mehr Spaß macht es doch, an sowas zuhause so lange zu tüfteln, bis es schlussendlich passt. Nachdem ich die Schoko-Ravioli schon in einer laktose-freien Variante als Dessert beim vergangenen Supper-Club serviert habe, habe ich sie für den Blog jetzt mit Mascarpone und weißer Schokolade gepimpt. Der Nudelteig selbst ist eigentlich kaum gesüßt, spannend wird’s erst durch die fruchtige Füllung und das minzig-frische Pesto. Trink-Empfehlung dazu und sowieso zu allem schokoladigen: Ein Banyuls – die französische und etwas leichtere Entsprechung zum dunklen Port!
Rezept Schoko-Ravioli mit Himbeer-Füllung und Minz-Pesto
Ihr benötigt:
- 4 Eier
- 2 Eigelb
- 400 g Mehl
- 5 EL Kakao, entölt
- 2 EL Puderzucker
- 200 g weiße Schokolade, geraspelt
- 750 g Himbeeren (TK)
- 150 g Mascarpone
- 1 Bund Minze
- 1/2 BIO-Zitrone, Schale und Saft
- 3 TL brauner Zucker
- 3 EL blanchierte Pistazien (oder nach Gusto andere Nüsse)
I. Der Pasta-Teig
Verknetet Mehl, Puderzucker, die 4 Eier und das Kakaopulver gründlich zu einem geschmeidigen Teig. Er soll weich und geschmeidig sein, beim Biegen nicht reißen und die Haptik eines Babypopos haben 🙂 Mindestens 10-15 Minuten kneten und bei Bedarf einen Spritzer Wasser oder etwas Mehl hinzufügen. Anschließend den Teig in 4 gleich große Teile teilen und, in Folie eingewickelt, kalt stellen, während die Füllung zubereitet wird.
II: Die Ravioli-Füllung
Kocht die Himbeeren bei mittlerer Hitze auf und lasst sie 15 Minuten vor sich hin köcheln. Das Volumen darf sich ruhig reduzieren. Die Himbeermasse wird nun durch ein Sieb in eine Schüssel gestrichen, damit die feinen Kerne nicht mit in die Füllung kommen. Den Topf könnt Ihr nun ausspülen und frisches Wasser aufsetzen. Über diesem Wasserbad wird nun die geraspelte Schokolade geschmolzen. In die flüssige Schokolade werden nun Mascarpone und Himbeermasse gerührt. Sobald die Mischung nicht mehr allzu warm ist, wandern auch die 2 Eigelbe in die Füllung. Alles gut vermengen und beiseite stellen.
III: Schoko-Ravioli füllen
Okay, nun kommen wir zum frickeligen Teil. Eine ganz simple Pastamaschine zum Ausrollen von Nudelteig habe ich mir ja tatsächlich im vergangenen Jahr gegönnt. Das klingt viel eindrucksvoller, als es ist, denn die Dinger kriegt man für einen schlanken Zwanni beim nächsten türkischen Haushaltsladen. Für perfekte Norm-Ravioli habe ich zum ersten Mal ein neues Spielzeug ausprobiert, nämlich diese Ravioli-Form (Provisionslink).
Hat auch bis auf ein paar geplatzte und nicht ordentlich verschlossene Exemplare erstaunlich gut funktioniert. Man muss allerdings sorgfältig, mit Fingerspitzengefühl und dem nötigen Druck arbeiten. Es kommt einem zunächst zwar vor, als bekämen die Ravioli zu wenig Füllung (die Kleckse, die man einfüllt, sind wirklich nicht groß), aber die Masse ist so säuerlich fruchtig, dass man gar nicht mehr davon benötigt.
Wer Ravioli ohne Maschinchen, sondern ganz oldschool ohne Hilfsmittel formen möchte, der kann hier nachlesen, wie’s geht! Dazu braucht Ihr lediglich ein Nudelholz, ein Glas mit passendem Durchmesser, etwas Wasser und einiges an Muskelschmalz. Zeigt Euren Gästen, dass Ihr sie liebt. Oder beweist Euch, dass es auch from scratch geht – die Befriedigung ist ähnlich hoch bei mir 😀
Zwischenlagern und Einfrieren
Bereitet Euch vor dem Ausrollen und Füllen ein großes Hozbrett vor, indem Ihr es mit Hartweizengrieß bestreut und in Reichweite stellt. Darauf lassen die Schoko-Ravioli sich aufbewahren, bis Ihr sie zeitnah zubereitet (innerhalb weniger Stunden). Falls Ihr Sie einfrieren wollt, braucht Ihr genug Platz im Froster, um dies zunächst stückweise zu tun. D.h. erst einmal das mit Backpapier oder Hartweizengrieß vorbereitete Brett mit Schoko-Ravioli füllen. Abstand zwischen den einzelnen Ravioli lassen und zunächst so einfrieren. Sobald sie erstmal gefrostet sind und nicht mehr aneinander festpappen können, gebt Ihr sie dann in einen gemeinsamen Behälter (Tupper-Box etc.).
IV. Das Pistazien-Minz-Pesto
Kommen wir zum Pesto! Im Grunde super-simpel: Zwackt ein paar hübsche Minzzweige zum Dekorieren vom Bund ab. Dann werden 3 EL Nüsse Nüsse, die restlichen Minzblätter, der braune Zucker und die abgeriebene Zitronenschale im Mörser zu einer cremigen, homogenen Paste verarbeitet. Zitronensaft und eventuell noch etwas Wasser hinzugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Ich habe noch etwas Pistazienöl hinzugegeben, um ein cremigeres Pesto zu erhalten.
Wie gesagt, theoretisch könnt Ihr Nüsse etc. beliebig austauschen. Ich wollte vor allem ein minzig erfrischendes, süßes Pesto zu den Ravioli servieren. Mit flüssigeren Saucen geht meiner Meinung nach die tolle Optik der Ravioli zu sehr verloren (siehe mein Restaurant-Erlebnis oben). Und das Schwenken in der Pfanne endete mehrmals eher fatal für einen Großteil der Schoko-Ravioli, was mein Herz nach der ganzen Vorarbeit ziemlich zum Bluten brachte…
Das hübscheste und sicherste Ergebnis hatte ich, indem ich die Schoko-Ravioli 2-3 Minuten (4-5 Minuten bei tiefgekühlten) in leicht gesüßtem und sprudelndem Wasser gegart und mit einem Schaumlöffel herausgehoben habe. In der Zwischenzeit einen EL Pesto auf den Tellern verteilen und die Schoko-Ravioli adrett darauf anrichten. Minzzweig dazu (vielleicht noch ein paar weiße Schokoladenspäne drüber, quasi als Parmesan?) und servieren! 😀
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