Es gibt Dinge, da bin ich ganz schlicht und lasse mich kindlich von der Ästhetik begeistern. Seit einiger Zeit zeigt Pinterest (übrigens eine meiner liebsten Inspirationsquellen, wenn es um Optik auf dem Teller oder etwa wunderschöne Brioche-Zöpfe geht) mir die sogenannte „laminated pasta“ an: Selbstgemachte Pasta-Platten, Tagliatelle und Ravioli, in deren Teig Kräuter und Blütenblätter gearbeitet wurden. Das Ergebnis ist natürlich ein absoluter Hingucker auf jedem Teller. Die Silhouetten der Blätter ergeben nämlich ein tolles Muster auf der fertigen Pasta. Allein deswegen hat es mich in den Fingern gejuckt, die gemusterte Pasta selbst einmal auszuprobieren. Und was soll ich sagen – I’m in love! 😍
Gemusterte Pasta – das hübscheste und simpelste Küchenprojekt seit Wochen!
Hand aufs Herz, mit diesem Projekt habe ich schon länger geliebäugelt. Und es hat in mir prompt die ungebremste Kochpassion nach einem kleinen Winterblues wieder voll entfacht. Nachdem es beim ersten Teigling noch etwas holprig losging, da ich naturgemäß nicht gerade mit Fingerspitzengefühl gesegnet bin, klappte es ab dem zweiten ganz prima. Ich war bei der ganzen Sache sogar so begeistert, dass ich in meinem Eifer fleißig Bilder knipste, ohne eine Speicherkarte in die Kamera gesetzt zu haben… Wundert Euch also nicht über die schlechten Fotos. Das Handy muss diesmal leider reichen, bis ich ein paar der noch eingefroreren Platten bei nächster Gelegenheit hübsch in Szene setzen kann.
Wie funktioniert das also mit der gemusterten Pasta? Im Grunde ganz einfach. Man bereitet einen klassischen Pasta-Grundteig zu (mein gelingsicheres Grundrezept findet Ihr hier, ein wenig Semola im Teig schadet allerdings auch nicht und gibt der Sache noch ein wenig mehr Biss) und rollt ihn dünn aus. Zwischen zwei Platten kommen dann diverse Kräuter oder Blütenblätter. Beim weiteren Ausrollen werden diese fixiert und die nun gemusterte Pasta kann in die gewünschte Form geschnitten, frisch zubereitet oder auch eingefroren werden. Wie wär’s also, wenn Ihr Euch einfach mal einen Nachmittag Zeit nehmt und eine größere Menge vorbereitet. Lässt sich super wegfrieren und schaut auf dem Teller einfach toll aus!
Rezept für gemusterte Pasta (ergibt etwa 20 kleinere Platten)
Ihr benötigt:
- 6 BIO-Eier
- 540 g Weizenmehl, plus eine gute Handvoll zum Ausrollen
- 60 g Semolina Rimanciata (sehr fein – „doppelt“ – gemahlenes Weizengrieß)
- Prise Salz
- wild gemischte frische Kräuter
Tipp: Wer nicht die Möglichkeit, tolle bunte Wildkräuter auf dem Wochenmarkt zu kaufen… Meine bunt gemischte Wildkräutermischung ist von Keltenhof (erhältlich z.B. beim Frischeparadies) – die Mischung wechselt je nach Saison und ich hatte unter anderem Vogelmiere, Schafgarbe, Ampfer, Stiefmütterchen und diverse für mich unidentifizierbare Kräuter in der Mischung!
Mehl, Semolina und Salz vermischen. Wer kein Grieß zur Hand hat, ersetzt es einfach mit mehr Mehl. Mit den 6 Eiern zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Das dauert ein Weilchen (10 Minuten) und erfordert etwas Muskeleinsatz, falls Ihr keine leistungsstarke Küchenmaschine habt.
Den Teig in Klarsichtfolie wickeln und für eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Kräuter und Blüten ggf. waschen und sorgfältig abtrocknen.
Gemusterte Pasta ausrollen
Den Teig nach der Ruhezeit in mehrere Stücke teilen. Bei 6 Eiern werden bei mir 6 Teiglinge draus.
Den ersten Teigling auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen. Dafür könnt Ihr entweder ein Nudelholz benutzen oder eine simple Nudelmaschine. Ich habe mir im türkischen Haushaltsladen eine ganz günstige Variante gekauft, mit der sich Platten, Tagliatelle/Bandnudeln und Spaghetti „walzen“ lassen (diese hier ist es <Provisionslink>).
Falls Ihr es händisch mit dem Nudelholz macht: So dünn wie möglich ausrollen! Mit der Nudelmaschine: Nach und nach von der dicksten Einstellung bis zur dünnsten vorarbeiten. Wird der Strang irgendwann zu lang, kann man ihn leicht in zwei Hälften teilen.
Das Kräutermuster einarbeiten
Auf einer Hälfte des Teiges nun die Blüten und Blätter hübsch anordnen. Damit sie beim weiteren Verarbeiten nicht durch die Oberfläche brechen oder zuviel Saft heraustritt, könnt Ihr die Kräuter und Blätter vorher mit dem Nudelholz plattieren. In dem Fall aber nochmal mit Küchenkrepp etwas abtupfen, bevor Ihr sie auf den Nudelteig legt.
Die zweite Lage Teig vorsichtig und bündig auf die erste Platte legen und mit dem Nudelholz leicht zurechtrollen. Nicht zu viel Druck anwenden, sonst drückt Ihr zermatschte Kräuter und Saft zwischen den Nudellagen nur hin und her.
Nun lässt die Platte sich wieder in der Nudelmaschine weiter verarbeiten. Einfach diverse Stufen zurückstellen und vorsichtig wieder an die höchste oder zweithöchste Stufe heranarbeiten. Zwischendurch bei Bedarf bemehlen.
Gemusterte Pasta – frisch verarbeiten oder einfrieren?
Die gemusterte Pasta im Anschluss in die gewünschte Form zuschneiden. Sie lässt sich nun natürlich frisch verarbeiten und ist in siedendem Wasser in null komma nix gar. Bei mir hat es keine 3 Minuten gedauert.
Das Trocknen ist wegen der frischen Kräuter wohl keine gute Idee. Zumindest habe ich es wegen Frische-Bedenken nicht ausprobiert, sondern meine Lasagneplatten umgehend in den Froster gepackt. In einer Tupperdose (zwischen die einzelnen Platten Pergament-Zuschnitte und etwas Grieß schichten) lassen sie sich ruckzuck einfrieren und sind sofort einsatzbereit. Im siedenden Wasser brauchen sie nur unwesentlich länger als die frische Version.
Nachdem das erste Experiment nun schon so hervorragend geklappt hat, denke ich schon über diverse weitere Anwendungsmöglichkeiten nach. Zum Beispiel mit Dill gemusterte Ravioli mit einer Lachsfarce? Was denkt Ihr?
Gemusterte Pasta – der erste Einsatz und Härtetest
Beim ersten Versuch habe ich natürlich versucht, die Pasta für Euch optimal in Szene zu setzen. Was so medium gelungen ist, weil ich a) ganz aufgeregt und hektisch war 😉 und deswegen b) vergessen habe, eine Speicherkarte in die Kamera einzusetzen. Deswegen gibt’s nur die paar Schnappschüsse, die ich mit dem Handy gemacht habe. Geschmeckt hat es aber sehr lecker und meine Bedenken, dass die Nudelplatten im kochenden Wasser auseinander fallen könnten, waren völlig unbegründet.
Was es dazu gab? Ich hatte die Tage schon hausgemachten Fischfond zubereitet, ganz simpel mit einer filetierten Scholle, Estragon, Schalotten, weißem Pfeffer, Fenchelsamen, Lorbeer, Weißwein und Noilly Prat. Der kam mit etwas Sahne und einem Spritzer Zitrone für eine schlichte weiße Fischsauce zum Einsatz. Darin wurde ein Stückchen Steinbeißer bei ganz niedriger Hitze gar gezogen.
Im Ofen durften bei 150 Grad derweil einige halbierte Baby Pak Chois für ein Viertelstündchen garen. Ein wenig Olivenöl, grober Pfeffer und Fleur de Sel reichten dafür schon.
Einen kleinen Teil der Sauce habe ich zum Schluss noch mit ein wenig Kresse und einem Eigelb zu einer Art grüner Express-Hollondaise aufgemixt und darüber geträufelt. Ein Träumchen war’s. ♥
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