„Das perfekte Dinner – Wer ist der Profi?“

Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie es wohl hinter den Kulissen der Kochshow zugeht, die wohl zu den etabliertesten und ältesten der deutschen TV-Landschaft gehört: Ich habe vor ein paar Wochen bei „Das perfekte Dinner – Wer ist der Profi?“ mitgemacht und darf Euch (da die Folgen mittlerweile ausgestrahlt wurde, denn sonst gäb’s, auf gut Kölsch gesagt, Kasalla) hier erzählen, wie es so ist, eine Woche lang mit TV-Team quer durch Deutschland zu tingeln. Warum immer eine Anstandsdame bei unseren Gesprächen dabei sein musste… Und nicht zuletzt, warum man sich in der Ausstrahlungswoche lieber von Facebook und Co. verkrümelt! Willkommen zum wohl längsten Artikel überhaupt auf diesem Blog!

Die Anfrage und das Casting – soll ich oder soll ich nicht…? Und: Wie funktioniert das mit der Profi-Runde eigentlich?

Da ich ja nicht beim „regulären“ Dinner mitgemacht habe, sondern Vox bei „Das perfekte Dinner – Wer ist der Profi?“ alle paar Monate ambitionierte Amateure gegen einen Profi ins Rennen schickt, gab es bei mir auch nicht die klassische Bewerbung. Darauf wäre ich vermutlich angesichts der wohl kleinsten und unglamourösesten Küche Deutschlands, die wir die unsere nennen dürfen, nie selbst gekommen. Aber es flatterte irgendwann eine Anfrage in mein Mail-Postfach, ob ich nicht Lust hätte. Der Blog ließe ja drauf schließen, dass ich dem Profi eventuell Paroli bieten könne…

Darf ich an dieser Stelle verraten, dass Bauchpinselei bei mir absurd gut funktioniert? Wenn Leute mir etwas zuzutrauen scheinen, entwickle ich ungeahntes Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten. Ich ignorierte also Zweifel und Skepsis und vereinbarte einen ersten Casting-Termin, bei dem ich zuhause einen Teller zubereiten und ein wenig von mir selbst erzählen sollte. Was es an dem Tag bei mir gab? Das hier! 😉

Offiziell im Rennen gegen den Profi!

Vox scheint das Material jedenfalls gefallen zu haben, denn ein paar Tage später hieß es, dass sie mich samt unserer Einbauküche gerne dabeihaben würden. Der Abend bei mir in Köln sollte sogar den Abschluss der Woche bilden, inklusive finaler Punktevergabe und Profi-Aufdeckung – ich hab nicht schlecht gestaunt und mir natürlich einen Ast gefreut. Für diejenigen, die wie ich keinen TV haben und nicht wissen, was der Clou an der Profi-Runde ist: Es gibt unter den 5 Kandidaten einen verdeckten Profi, der unter falschem Namen kocht und den es aufzudecken gilt.

Das heißt, jeder könnte flunkern und bluffen. Und dann stellt sich natürlich die Frage: Kann ein Hobby-Koch den Profi schlagen und die 5.000 € Preisgeld gewinnen oder wahrt der Profi sein Gesicht? Damit die Teilnehmer sich nicht zufällig kennen, finden die Profi-Runden nicht in einer bestimmten Stadt statt, sondern jedes Dinner wird in einer anderen Ecke Deutschlands ausgerichtet. Außerdem recherchiert der Sender im Vorfeld gründlich, um gemeinsame Schnittmengen und Kontakte auszuschließen.

Hard facts: Reisetage und Ablauf

Ihr fragt Euch, wie man 5 Abende in Folge in ganz unterschiedlichen Ecken Deutschlands drehen kann? Ich verrat es Euch: Gar nicht, denn wir hatten natürlich Reisetage zwischen den einzelnen Drehtagen. Wäre sonst auch quasi unmöglich für den jeweiligen Gastgeber, wenn man am Vorabend noch in Bad Tölz schmausen, am nächsten Tag aber schon an der Spree das eigene perfekte Dinner inszenieren soll. Ich habe in den 9 Tagen also viel Zeit im Zug und bei Streifzügen durch neue Städte verbracht. Allein, wohlgemerkt, denn die Hotels, Zugverbindungen und Sitzplätze wurden von VOX wohlweislich so gebucht, dass wir Kandidaten uns nicht jenseits der Kamera zufällig begegnen und eventuell enttarnen konnten. Alles also top secret und für uns alle ein wenig aufregend. Es gibt übrigens eine Aufwandsentschädigung für die Teilnahme. 1.200 € decken die Einkäufe für das perfekte Dinner am eigenen Abend und den Arbeitsausfall. Hotels und Verbindungen bucht der Sender.

An den eigentlichen Drehtagen gab es das klassische Nachmittags-Interview in wechselnden Konstellationen, während ein Aufnahme-Team beim Gastgeber den Tag in der Küche begleitete. Da es immer dieselben Jungs und Mädels waren, wurde man irgendwann automatisch entspannter. Zum Glück, denn man kann sich wirklich verdammt bekloppt machen, wenn ständig an die laufende Kamera denkt. Und noch dazu nicht weiß, was genau wie später geschnitten wird. Dazu aber später mehr 😉

Hat das perfekte Dinner eigentlich ein Skript?

Die Kamera läuft tatsächlich nonstop, wenn die Kandidaten beisammen sind und es gibt kein Skript. Wir bekamen lediglich einen kleinen Wink, wenn das Tischgespräch zu sehr vom Essen abschweifte und in riskante Bereiche ging, die zu viel Aufschluss über unsere wahre Identität geben konnten. Am Anfang macht man sich noch Gedanken darüber, was man sagt und wie man sich gibt. Nach den ersten zwei Tagen und dem zweiten Glas Wein abends irgendwann aber auch nicht mehr. Besonders hilfreich dabei ist, wenn man sich mit 2 Kandidaten besonders gut versteht ♥

Damit käme ich dann auch schon zu den Menschen, die ich in meiner Drehwoche kennenlernen durfte. Wir waren eine ziemlich junge und heterogene Gruppe. Allesamt unter 40, aus völlig unterschiedlichen Branchen und deutschlandweit querbeet verteilt. Das heißt, wir verbrachten die Abende bei Clara in Freiburg, bei Simon in Bad Tölz, bei Oliver in Fürstenwalde (an der Spree), bei Linda in Düsseldorf und schließlich bei mir in Köln.

Dass ich mich mit Linda ziemlich schnell ziemlich gut verstand, liegt irgendwie nahe, denn bei aller lokalen Rivalität… Wir sind beide Rheinländerinnen, genießen, trinken und lachen gerne 😉 Auch mit Simon machte es schon gleich zu Beginn „Klick“. Oli brachte eine ordentliche Portion Erdung und vor allem trockenen Humor in „das perfekte Dinner“. Und Clara die gewisse Herausforderung, sich im Tischgespräch gegen sie durchzusetzen, denn das war bei Madames Gesprächsbedarf manchmal garnicht so einfach… 😀

Wir sind übrigens immer noch in Kontakt. Simon und seiner Frau schulde ich noch einen kulinarischen Abend aufgrund einer verlorenen Wette 😉 Und mit Linda treffe ich mich heute abend in Düsseldorf, endlich mal ohne Kameras!

Der rote Menü-Faden, Unterarme und Messer-Skills – wie man dem Profi auf die Schliche kommt!

Klar, dass es von Anfang an auch darum ging, sich gegenseitig genau unter die Lupe zu nehmen. Aber woran erkennt man eigentlich einen Profi? Messer-Skills, strukturiertes Arbeiten, handwerkliche Kompetenz… solche Dinge sind ja naheliegend. Entsprechend genau schauten wir alle hin, nahmen Unterarme in Augenschein auf der Suche nach verräterischen Tattoos und Narben. Löcherten uns bezüglich unserer „angeblichen“ Jobs und klopften unser gegenseitiges Wissen ab. Sah für die Zuschauer vermutlich ziemlich „klugscheißerisch“ und unsympathisch aus, machte aber einen Heidenspaß im Rahmen des Spiels! 🙂

Verräterisch fand ich persönlich aber auch die Frage nach dem „roten Faden“ in den jeweiligen Menüs. So fing es in meinem Kopf schon nachmittags, als uns das abendliche Menü grob verraten wurde, jedes Mal ordentlich zu rattern an. „Eine kulinarische Reise“, inklusive eines Hauptgangs namens „Feurige Savanne“ und eines „Beerentraums“ im Dessert? Never ever auf dem Mist eines Profis gewachsen! (sorry, Clara) „Romanze“ von Kalb und Rind? Njaaaa, eventuell. Ein Dessert mit Kürbis, Karamell und Kefir? Geil!

Den Ausschlag gab dann neben einigen offensichtlichen Indizien für mich ein ziemlich kleines Detail. Neben rundem Menü, ultimativ entspanntem Zeitmanagement, handwerklicher Souveränität und atemberaubend schönen Tellern, die in fast lächerlichem Kontrast zu seinem nach außen getragenen Understatement standen, hing bei Oli eine verräterische To-Do-Liste am Kühlschrank. Verräterisch vor allem wegen der ersten Zeile: „Posten aufbauen“. Denn wer, wenn nicht ein gelernter Koch, der diverse Positionen in der Küche durchlaufen musste, notiert sich dies als erstes To-Do? Aber selbst, wenn der Zettel nicht gehangen hätte, wo er hing… schaut Euch einmal die Teller an, die Oli a.k.a Philip Stapel sonst so (ab Februar im Lake Side Burghotel in Strausberg) zaubert!

Den Profi schlagen… aber wie? Mein Tag als Gastgeber bei „Das perfekte Dinner“!

Ich behaupte mal, dass wir Oli nach seinem Abend getrost hätten enttarnen können. Denn dass nur ein Profi ein solches Menü und solche Teller derart entspannt aus dem Ärmel schütteln kann, war relativ offensichtlich. Für mich war es zumindest recht eindeutig. Und auch wenn ich ihm aufgrund einer – wirklich! – unterirdischen Weinauswahl und ein, zwei Mini-Details einen Punkt abgezogen habe, machte sich bei Linda und mir latente Panik breit, haha 😀

Tja, wie schlägt man jemanden, der’s in der Küche einfach draufhat? Meine Strategie war die Flucht nach vorn. Denn wenn ich mit etwas punkten kann, dann mit entspannten und routinierten Gastgeber-Qualitäten, einem ganz guten Händchen für Deko/Details und dem Ehrgeiz, wirklich alles von Grund auf selbstgemacht auf den Tisch zu bringen. Achso, und – machen wir uns nichts vor – mit reichlich gutem Wein natürlich. Im Idealfall leiste ich meinen Gästen auch während des Kochens Gesellschaft, sorge für einen entspannten Gesprächsfluss und volle Gläser. Entsprechend beseelt habe ich mich in der knappen verbliebenen Zeit in die Vorbereitungen gestürzt.

Neben dem Menü, welches ich Euch gleich verlinken werde, gab es also jede Menge Schnickschnack drumherum. Ob es Ablenkungsmanöver waren oder doch die Details, die das perfekte Dinner von dem perfekten Menü unterscheiden, muss natürlich jeder selbst entscheiden! Solche Details waren etwa handgeschriebene Menü-Karten mit persönlichen Worten für jeden meiner Gäste. Eine extra „scharfe“ Ingwer-Limonade für die scharfzüngige Clara 😉 und Oli. Wirklich leckere Weine für Linda, Simon und mich. Einer davon kam übrigens direktamente aus Kroatien nach Düsseldorf und wurde dort von mir am Vortag eingesammelt. Außerdem gab es noch ein paar andere balkanesische Details, mit denen ich es meinen Gästen besonders schön machen wollte: Bosnischen Mokka zum Abschluss, eine selbstgebackene Baklava als Kaffee-Nascherei und natürlich selbst angesetzten Walnussschnaps und Honig von meinem Vater, den die Gäste mit nachhause nehmen durften…

Einen Tag lang mit einem Kamera-Team kochen!

Ich glaube, viele fragen sich, wer eigentlich hinter der „Stimme vom Perfekte Dinner“ steckt… Ich muss Euch da leider enttäuschen: Der Sprecher ist bei den Dreharbeiten nicht dabei 🙁 Stattdessen ein nettes Team inklusive einer „Aufnahmeleitung“, mit der ich mich unterhalten habe. Ihre Sätze wurden dann im Nachhinein von dem eigentlichen Sprecher synchronisiert.

Überhaupt fand ich trotz Kater vom Vorabend, Schlafentzug und Nervosität „meinen“ Gastgeber-Tag den entspanntesten von allen. Ich hab einfach meinen Kram gemacht – ohne Waage und ohne Rezepte vor mich hingekocht – und nebenher geplaudert. Beim Gucken der Folge war ich total erleichtert, denn ich hatte ziemliche Angst davor, nervig oder verkrampft rüberzukommen. Davor fürchtet man sich als Kandidat am meisten, glaube ich. Ihr kennt ja diesen schrecklichen Moment, wenn man unerwartet die eigene Stimme in einer Aufnahme hört und nicht glauben kann, dass man so furchtbar in den Ohren anderer Menschen klingt? Genau.

Stattdessen war es aber überhaupt nicht schlimm, sondern hat vor allem viel Spaß gemacht. Wer mich kennt, weiß, dass ich eher spontan als durchgeplant koche. Da blubbern dann schonmal 4 Töpfe gleichzeitig auf dem Herd. Und während die eine Hand das Handrührgerät schwenkt, kann man mit der anderen ohne Weiteres im Topf rühren. Oder die Pfanne schwenken. Oder mal eben den Bratensatz ablöschen… Meine leicht chaotisch wirkende Art zusammen mit dem völligen Verzicht auf Rezepte oder gar eine Waage hat das Team jedenfalls etwas erstaunt. Vermutlich war ich die Antithese zu der durchstrukturierten Clara. 😀 Als ich zum vierten Mal gefragt wurde, ob ich dieses oder jenes schon probegekocht hätte, mussten wir nach einem kurzen Blick beide lachen 😉

Generell habe ich mir wenig bis gar keine Gedanken über die Kamera gemacht und wirklich spontan drauf los gekocht. Vorbereiten durfte man vor dem Startschuss mit der Kamera um 9:00 nämlich nix. Die grobe Menü-Abfolge hatte ich zwar, Rezepte gab es bei mir keine. Stattdessen eine große Räumaktion, nach der meine Küche zwar wie ein schlecht gesteckter Baukasten aussah, ich aber sowohl Gäste als auch eine Wärmebrücke in dem kleinen Raum unterbringen konnte.

Mein Menü für „Das perfekte Dinner“

Mein Ziel war ein stimmiges Menü, welches auch mich als Kandidaten widerspiegeln sollte! Die drei Gänge griffen dabei auf, was mich persönlich so ausmacht, nämlich a) eine Kroatin, die b) in Köln fest verankert ist und c) eine große Liebe für die klassische, französisch angehauchte Küche hat. Was es gab? Zwei der Gänge dürften Euch aus den letzten Wochen bekannt vorkommen, denn ich habe Sie schon fleißig verbloggt.

Vorspeise: Boudin-Noir-Pralinen mit gebackenem Chicoree, Erbsencreme und Apfel-Chutney
Blutwurst / Boudin Noir / Himmel un' Ääd

Eine augenzwinkernde Anspielung an meine Kölner Heimat war dabei eine Variante des kölschen Klassikers „Himmel un‘ Äd“. Zu den knusprig ausgebackenen Boudin-Noir-Pralinen gab es gebackenen Chicoree, milde Erbsen-Crème und ein Apfel-Zwiebel-Chutney („Himmel“ und „Erde“). Dazu ein paar Ringelrüben-Chips und Erbsensprossen… fertig war ein schöner Einstieg in das Menü. Getrunken wurde dazu ein riesling von MArkus Molitor

Vorab gab es übrigens ein spontan improvisiertes Amuse: Selbstgebackenes und geröstetes Körnerbrot, gedünstete Quitten, etwas Ziegenkäse, Honig, geröstete Pinienkerne und Piment d’Espelette. Dazu ein Rote-Bete-Rosenwasser-Sorbet.

Hauptgang: Rosa Hirschfilet, Jus, Vanille-Quitten, bunte Möhren

Regionalen Hirschrücken in Form von rosa Medaillons gab es als Hauptspeise. Für die Sauce hatte ich zum Tag vorher extra noch Wildknochen bestellt, einen intensiven Fond angesetzt, ewig einreduzieren lassen und zusammen mit einer Menge Rotwein die Sauce gekocht. Außerdem gab es gedünstete und mit Vanille abgeschmeckte Quitten, sowie bunte, in Butter geschwenkte Möhrchen. Für den Crunch habe ich außerdem zerbröselten Pumpernickel im Ofen etwas geröstet und mit Pfeffer und Gewürzen eine Art knuspriges Topping gemixt.

Dessert: Maronen-Millefeuille
Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Dessert Jelena: Maronen-Millefeuille mit Hagebutten-Sorbet
Das perfekte Dinner – Wer ist der Profi – Dessert Jelena: Maronen-Millefeuille mit Hagebutten-Sorbet

Perfekt gedacht, hatte ich bei der Umsetzung des Desserts am Ende einfach nicht mehr das nötige Quentchen Geduld und Nerven. Hätte ich „das perfekte Dinner“ mit der ausgearbeiteten und verbloggten Variante des Desserts abgeschlossen, hätte ich Philip ganz eventuell schlagen können. Wie es aber halt so ist, wenn man sich viel traut… Manches gelingt dann doch nicht so, wie man es sich gewünscht hätte. Dem selbstgemachtem Blätterteig zum Trotz.

Gedacht war das Dessert als eine Art Spagat. Zwischen der klassischen französischen Küche, in der ein cremig gefülltes Millefeuille zu den Klassikern zählt, und der kroatischen. Dort nämlich ist süßes Maronen-Püree („kesten pire“) ein beliebtes Dessert, ebenso wie Hagebutten-Marmelade viel verbreiteter als in Deutschland ist.

„Shitstorm“ auf Facebook

Nachdem ich bisher vor allem betont habe, was für einen Spaß mir die Teilnahme gemacht hat und wie toll ich es fand, die anderen Kandidaten kennenzulernen… Einen ziemlichen Wermutstropfen muss ich an dieser Stelle erwähnen: Ich hätte während der Ausstrahlung unserer Episoden konsequent die Finger von Facebook lassen und mir diverse Kommentarspalten sparen sollen.

Nicht jeder kann jeden mögen. Was der eine als lebhaft empfindet, ist dem anderen zu überdreht. Ehrliches Interesse und Neugier wirken auf einige Menschen penetrant, Zurückhaltung und Schüchternheit wiederum auf andere langweilig und dröge. So weit, so gut. Ich hatte mich im Vorfeld darauf eingestellt, dass auch ich nicht nur positives Feedback bekommen würde. Vor allem, nachdem wir mitbekamen, was für furchtbare und gehässige Kommentare auf Clara nieder hagelten. Wir tauschten uns darüber via WhatsApp natürlich aus. In Claras Fall erreichte es irgendwann den Punkt, dass Simon sich an Vox wandte. Mit der Bitte, doch mäßigend einzuschreiten.

Wie manche Menschen damit auf Facebook und in den sozialen Medien umgehen, hat mich wirklich völlig überrumpelt. Man würde denken, dass es sich bei „Das perfekte Dinner“ um eine Sendung handelt, bei der Interesse am Kochen, der Spaß/Unterhaltungsfaktor, natürlich der Wettbewerb und die Inspiration für den eigenen Alltag im Vordergrund stehen. Unter dem Aspekt hatte ich es zumindest immer gesehen und teilgenommen. Zudem wähnte ich mich mit dem zweiten Platz, der tollen Resonanz meiner Gäste und meiner eigenen Leistung total zufrieden. Bis ich parallel zur Ausstrahlung natürlich diverse Internet-Threads querlas.

„Schweine leben sauberer“

Da wurde unsere kleine, verlebte 2-Meter-Einbauküche sowie generell unsere ganze Wohnung vernichtend kommentiert. Sich echauffiert, dass ich mich als Gastgeberin nicht zurechtgemacht hätte, mir unterstellt, dass ich ungepflegt sei. Warum meine Nägel lackiert und warum keine Kissen auf unseren Gartenstühlen sein. Generell: Schweine würde ja sauberer leben als Daniel und ich. Das alles teilweise unter Klarnamen gepostet. Es war unfassbar.

Ihr merkt schon, diese Sätze haben sich mir wirklich eingebrannt. Ich saß am Abend der Ausstrahlung zuhause und mir wurde immer mulmiger. Beim ersten Vorab-Gucken der Episode hatte ich mich selbst – trotz der vermutlich kleinsten und ollsten Küche in der Geschichte aller Profi-Runden – als authentisch, fröhlich und unprätentiös gefeiert und mich wie Bolle über die Platzierung gefreut. Jetzt aber rückte mir die Hausfrauen-Front mit regelrechten Hass-Kommentaren auf die Pelle.

Aber wisst Ihr was? Das ganze machte mir genau bis zu dem Moment zu schaffen, an dem ich darüber nachdachte, wie diese Menschen montags bis freitags abends mit dem Laptop als second screen vorm TV sitzen und in Echtzeit kommentieren und lästern. Das tolle ist ja: Ich hab jeden Abend tausend schönere Dinge zu tun. Und hatte Spaß. Und habe in meiner Winz-Küche mit vollem Einsatz und Gastfreundschaft den Profi fast geschlagen, während im Off das Team sämtliche Reste aus den Töpfen und Schüsseln wegnaschte.

„Das perfekte Dinner“ – was nehme ich mit?

Was ich aus den 9 Tagen und der Ausstrahlung mitnehme? Tolle Erinnerungen! Ein bisschen mehr Verständnis dafür, wie gezieltes Storytelling im TV funktioniert. VOX hat es verstanden, uns für das Publikum zu richtigen Darstellern zu machen. Durch geschickten, suggestiven Schnitt und ohne „wirklich“ etwas zu verdrehen.

Was ich noch mitnehme? Ich bin ein zäher Knochen, der 9 Tage Schlafmangel, Wein, Dauernervosität und Druck erträgt. (OK, das wusste ich vorher schon)

Ich wirke im TV nicht halb so schlimm, wie ich dachte 🙂 Und ich habe mich selbst überrascht, was die Kommentare im Netz anging. Während ich vorher gedacht hätte, dass es mir viel mehr zu schaffen machen würde, habe ich es nach ein paar Stunden abgehakt und weggesteckt. Das war irgendwie eine ganz tolle Erfahrung, nach der man sich wunderbar stark fühlt.

Alles richtig gelaufen also. Happy end. Und ab morgen geht’s dann weiter im Text. 2019, ich bin ready!

3 Kommentare

  1. Pingback: Der kulinarische Donnerstag (2019) – Carina sieht Kunst

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert